Sind 360-Grad-Videos eigentlich auch Virtual Reality? Und worin besteht der Unterschied zwischen den beiden Technologien? Kein Wunder, dass diese Frage immer öfter aufploppt, denn die beiden Begriffe Virtual Reality und 360-Grad-Video werden gerne wild durcheinander gewürfelt. Deshalb möchten wir mit dem folgenden Beitrag ein wenig Klarheit schaffen und den Unterschied zwischen 360-Grad-Videos und Virtual Reality erläutern, um anschließend die Frage zu beantworten, ob 360-Grad-Videos auch Virtual Reality sind.

VirtualReality-vs-360Video

Ist es Virtual Reality (links) oder ein 360°-Video (rechts)? Der Blick auf die VR-Brille liefert oft den entscheidenden Hinweis!

Virtual Reality oder 360°-Video?

Ich setze eine VR-Brille auf, also habe ich es mit Virtual Reality zu tun, ist doch eigentlich logisch, oder? Nein, ganz so einfach ist es leider nicht. Um ehrlich zu sein, bringt uns dies sogar direkt zur Wurzel der ganzen Verwirrung. Denn sowohl 360°-Videos, als auch Virtual Reality-Inhalte lassen sich mit der VR-Brille betrachten, sodass der Nutzer immersiv eintauchen kann. Oder bildlicher gesprochen: Während der Fernseher wie ein Fenster erscheint, durch das wir eine andere Welt betrachten, ermöglicht uns die VR-Brille, aus dem Fenster hinauszuklettern und mitten in dieser anderen Welt zu stehen.

Doch nicht alles, was mit der VR-Brille konsumiert wird, ist auch Virtual Reality. Tatsächlich ist die VR-Brille lediglich das Ausgabegerät (vergleichbar mit einem Computermonitor), über welches sich die VR-Anwendungen oder das 360-Grad-Video anschauen lässt, es sagt jedoch wenig über den eigentlichen Inhalt aus. Wir unterscheiden schließlich auch zwischen den Medienformaten Computerspiel und Video, obwohl beides über einen Computermonitor abgerufen werden kann, ähnlich verhält es sich bei 360°-Video und Virtual Reality.

Abgrenzung von Virtual Reality:

Eigentlich könnte es ganz einfach sein, die beiden Begriffe Virtual Reality und 360-Grad-Videos voneinander zu unterscheiden, denn mit Blick in die Definitionen der Begriffe wird bereits deutlich, dass VR eigentlich in der Computergrafik anzusiedeln ist, während 360-Grad-Videos aus dem Umfeld der Videotechnik stammt. Aber schauen wir es uns doch einfach einmal näher an:

In unserem Blog haben wir uns bereits umfassend mit der Frage Was ist Virtual Reality? beschäftigt, sodass wir gleich zur abschließenden Definition springen können: Virtual Reality ist eine 3D-generierte Welt, die sich mit geeigneten Hilfsmitteln (VR-Brille und Controller) immersiv und in Echtzeit erleben lässt.

Immersion bedeutet, in den Inhalt eines Mediums einzutauchen. Aber was ist mit „in Echtzeit“ gemeint? Kurz gesagt heißt es, die Anwendung reagiert direkt auf die Eingabe des Nutzers und er kann im Gegensatz zu einem Film (der bereits abgedreht ist) Einfluss auf die Handlung nehmen. Der folgende Trailer aus dem VR-Game „Tower Tag“ verdeutlicht noch einmal die Interaktionsfähigkeit von Virtual Reality mit der virtuellen Welt und mit anderen Nutzern:

Abgrenzung von 360-Grad-Medien:

360°-Technologie hat ihren Ursprung hingegen in der Film- und Videotechnik. Statt einen fest vorgegeben Bildausschnitt, wie bei klassischen Bild-/ und Videoaufnahmen, können Nutzende den Bildausschnitt selbst bestimmen. Das kennt man bereits von Panoramabildern, wo so viel Bild aufgezeichnet wird, dass man in der Regel gar nicht alles “auf einen Blick“ anschauen kann. Bei 360°-Content handelt es sich auch um Panoramaaufnahmen, jedoch im Kugel-Format (siehe auch die Evolution des Bild-Formats). Das könnt ihr euch so vorstellen, als würdet ihr in der Mitte einer hohlen Kugel stehen, bei der die gesamte Innenfläche dieser Kugel eine Leinwand darstellt. Nutzer:innen können sich nun per Blicksteuerung umschauen und verschiedene Ausschnitte ins Visier nehmen. Um ein Kugelpanorama zu erschaffen, müssen wir also gleichzeitig in alle Richtungen aufnehmen und der Bildausschnitt wird nicht mehr von den Produzierenden festgelegt, sondern von den Zuschauenden. Somit erschaffen wir mit 360°-Content in der Regel keine neue virtuelle Welt, sondern nehmen den Ist-Zustand auf (Reality Capture) und ergänzen ihn im besten Fall mit einigen interaktiven Elementen. Der Oberbegriff 360-Grad-Content umfasst 360-Grad-Bilder, 360-Grad-Videos und Virtuelle Rundgänge – also all das, was wir von omnia360 so produzieren. Zur Veranschaulichung gibt es hier ein Beispiel eines 360-Grad-Videos, in dem ihr euch frei umschauen könnt:

Unterscheidungsmerkmale: Virtual Reality und 360-Grad-Videos

Schuld an dem Begriffsdurcheinander sind natürlich nicht nur die VR-Brillen. Es hat auch viel damit zu tun, dass der Begriff Virtual Reality in der Populärwissenschaft deutlich verbreiteter ist, was sich viele Marketer zunutze machen und lieber von VR als von 360° sprechen. Deutlich wird der Unterschied zwischen den beiden Medienformen, wenn man ein 360-Grad-Video über ein Desktop- (PC, Laptop) oder Handheld-System (Smartphone, Tablet) konsumiert. Diese Möglichkeit steht dem Nutzer bei „echten“ Virtual-Reality-Inhalten nämlich nicht zur Verfügung und ist schon einmal ein zentraler Ansatzpunkt für eine Unterscheidung.

Freiheitsgrade

Aber auch bei der Betrachtung mit VR-Brille gibt es einen zentralen Unterschied, die sogenannten Freiheitsgrade (Degrees-of-Freedom). Bei 360-Grad-Videos spricht man von 3DoF (drei Freiheitsgraden), entsprechend den drei Rotationsachsen: Drehen nach rechts und links, Nicken nach oben und unten, sowie ein Schwenken des Kopfes von einem Ohr zum anderen.

Bei Virtual Reality kommen weitere Freiheitsgrade hinzu, sodass wir von 6Dof (sechs Freiheitsgraden) sprechen. Neben der Rotation kann sich hier auch die Position auf den drei Achsen verändern. Statt sich also nur von rechts nach links zu drehen, geht es auch nach rechts oder links. Uns steht also ein dreidimensionaler Raum zur Verfügung, in dem wir uns frei bewegen können.

Echtzeitberechnung

Wie in der VR-Definition bereits angeschnitten, stammt Virtual Reality aus der Echtzeitcomputergrafik. Das heißt, die interaktive, virtuelle Welt wird in der VR-Anwendung vom Computer kontinuierlich gerendert oder vereinfacht ausgedrückt aktualisiert, da das System Eingaben des Nutzers berücksichtigen und dementsprechend die interaktiven Elemente und die Sicht des Anwenders auf diese anpassen muss. Eine solche Echtzeitberechnung entfällt bei 360-Grad-Videos, da dabei lediglich der Blickwinkel auf die bereits aufgezeichneten Inhalte neu berechnet werden muss.

Low-End versus High-End VR-Brille

Nicht jede VR-Brille kann jeden Content abspielen, sodass ein Blick auf das Endgerät bei der Unterscheidung helfen kann. Grob gesagt lässt sich zwischen Low-End und High-End Geräten unterscheiden: Die (kostengünstigeren) Low-End Geräte können Smartphone-basiert (Cardboard oder Gear VR) oder autark (Oculus Go) sein und verfügen über drei Freiheitsgrade (3DOF), sie eignen sich in der Regel bestens für 360-Grad-Videos, da hier weniger Rechenleistung benötigt wird.

Für das Bewegungstracking (6DoF) in einer Virtual-Reality-Anwendung werden zusätzliche Sensoren und mehr Rechenleistung benötigt, sodass autarke Headsets leistungsstärker und entsprechend teurer sind (Oculus Quest), in vielen Fällen müssen sie mit einem externen Rechner verbunden werden. Die folgende Abbildung hilft sicherlich bei der Abgrenzung in Bezug auf die jeweiligen VR-Brillen, Details findet ihr in unserem VR-Brillen-Vergleich.

Je höher die Anforderungen, umso leistungsstärker muss die VR-Brille sein.

Je höher die Anforderungen, umso leistungsstärker muss die VR-Brille sein.

Sind 360-Grad-Videos nun Virtual Reality oder nicht?

Die fehlende Echtzeitberechnung und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit ermöglichen eine deutlichere Abgrenzung zwischen VR und 360-Grad-Medien. Während es in der VR möglich ist, an virtuellen Welten teilzunehmen und diese interaktiv zu erleben, sind den 360-Grad-Inhalten deutliche Grenzen gesetzt. Eine VR-Anwendung ist eher mit einem Computerspiel vergleichbar, welches auf die Eingabe des Nutzers reagiert, während ein 360°-Video mit Filmen oder Serien vergleichbar ist, bei denen der Nutzer zwar das Blickfeld frei wählen kann, jedoch keinen Einfluss auf die Handlung nehmen kann, da diese vorher bereits aufgezeichnet wurde.

Zusammenfassend könnt ihr euer Wissen zum Thema 360-Grad-Video vs. Virtual Reality in unserer interaktiven VR-Schulung testen.

360-Grad-Videos als Einstieg in die virtuelle Realität

Für Einsteiger in die Technologien sind die Unterschiede jedoch nur begrenzt nachvollziehbar und es wird nicht jedem sofort klar, ob die präsentierte Welt und dessen Elemente in Echtzeit neu berechnet werden oder ob es lediglich das Sichtfeld ist, welches sich je nach Blickrichtung der gespeicherten Aufnahme anpasst. Vielmehr hinterlassen beide Medien derzeit einen bleibenden Eindruck, indem sie einen vollständig in ihren Bann ziehen können. Trotz einiger zentraler Unterschiede können 360-Grad-Videos deshalb als Vorstufe oder als Einstieg in die VR betrachtet werden, da sich aus ihrer Immersionsfähigkeit ähnliche Wirkungseffekte ergeben können.

Im Gegensatz zu Virtual-Reality-Anwendungen haben 360-Grad-Videos dabei den Vorteil, dass sie sich mit einem geringeren Aufwand produzieren lassen und so ideal für die ersten Schritte in Richtung VR eignen. Vor allem im Marketing ist es praktisch, dass sich der Inhalt nicht nur für eine VR-Kampagne, sondern auch im Rahmen des Online-Marketings einsetzen lässt (siehe auch mit 360-Grad-Videos zu mehr Erfolg im Facebook-Marketing).

Übrigens: Auch zur Unterscheidung von Virtual Reality und Augmented Reality haben wir einen Beitrag verfasst, der sich sicherlich zu Lesen lohnt: Der Unterschied zwischen Virtual Reality und Augmented Reality.