Virtuelle Reisen haben in den wenigsten Fällen das Ziel, den realen Besuch vor Ort zu ersetzen – wofür Sie statt dessen gut sind und wie das Destinationsmarketing von virtuellen Reisen profitieren kann, stellen wir im folgenden Beitrag vor.

Laut der Welttourismusorganisation (UNWTO) gab es 2019 weltweit 1,5 Milliarden internationale Touristenankünfte. Damit ist der Tourismus eine wichtige Branche in der Weltwirtschaft, die rund 10,3 % des globalen Bruttoinlandsproduktes ausmacht. 2020 hat die COVID-19-Pandemie den Tourismussektor schlagartig weltweit beeinflusst und dazu geführt, dass viele Reisepläne verschoben oder ganz abgesagt wurden. Die Zahl der internationalen Touristenankünfte brach um 74 % zum Vorjahresrekord ein (UNWTO).

Als Reaktion darauf haben Reiseveranstalter und Destinationen alternative Möglichkeiten geschaffen, um Tourist:innen anzusprechen und das Geschäft “am Laufen zu halten”. In der heutigen digitalen Welt ist es wichtiger denn je, Kund:innen auf ihrer Reise zu begleiten und ihnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Eine Möglichkeit hierfür bietet Virtuelles Reisen. Damit lassen sich die Schönheit und Kultur einer Destination präsentieren, ein modernes Image transferieren und die Kund:innen bereits vor ihrer Urlaubsort-Entscheidung emotionalisieren. Darüber hinaus müssen die Tourist:innen nicht physisch anwesend sein, um Urlaub in ihrer Wunschdestination zu machen.

Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, Reisen sind auch real wieder möglich. Was bleibt sind die technisch vielfältigen Möglichkeiten und die bereits geschaffenen virtuellen Reisewelten. Wir möchten in diesem Beitrag die Frage beantworten, was virtuelles Reisen nun eigentlich genau ist und wie Destinationen und Tourismusakteure diese entlang ihrer Customer Journey erfolgreich einsetzen können.

Eine Frau sitzt mit einer VR-Brille auf dem Kopf umgeben von Pflanzen. Es geht um das Thema virtuelles Reisen.

VR-Brille auf und los: Sieht so der Tourismus der Zukunft aus?

Was verstehen wir unter „Virtuellem Reisen“?

Mittels Technologien bietet sich die Möglichkeit, physische Reisen um digitale Erlebnisse zu ergänzen oder vollständig mit Virtuellen Touren digital zu reisen. Dabei haben virtuelle Reisen in den wenigsten Fällen das Ziel, den realen Besuch vor Ort zu ersetzen – sie dienen vor allem für eine bessere Informationsgewinnung, der Entscheidungsfindung und dem Abbau von Barrieren.
Mit virtuellen Reisen an weit entfernten Orten bieten sich plötzlich auch Chancen für Menschen, die sich einen Urlaub eventuell finanziell nicht leisten oder aufgrund körperlicher Einschränkungen die Reise gar nicht auf sich nehmen können. Darüber hinaus lassen sich auch Orte aus der Vergangenheit besuchen, die in der Form nicht mehr existieren oder bestehende Orte digital dokumentieren, die es in der Zukunft vielleicht nicht mehr geben wird.

Der Begriff „Virtuelle Reisen“ steht dabei stellvertretend für Projekte und Anwendungen, die es mit Hilfe von modernen Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality ermöglichen, touristische Aktivitäten virtuell erlebbar zu machen.

Virtuelles Reisen im Destinationsmarketing

Destinationsmarketing ist ein zentraler Bestandteil des Tourismus und dient der Vermarktung von Reisezielen bei potenziellen Tourist:innen. Ziel ist es, die Attraktivität einer Destination zu steigern und die Nachfrage zu erhöhen. Virtuelle Reisen bieten den Destinationen dafür einzigartige Möglichkeiten, ihr Angebot zu präsentieren und Tourist:innen an verschiedenen Punkten der Customer Journey anzusprechen und abzuholen.

Im folgenden präsentieren wir fünf verschiedene Möglichkeiten, wie diese Ansprache virtuell aussehen kann:

1. 360°-Videos und Fotos

360-Grad-Fotos und 360-Grad-Videos geben im Vergleich zu klassischen Fotos einen Rundumblick oder auch detailliertes Bild des Ortes, an dem man sich im Bild befindet. Die Besucherinnen bekommen das Gefühl, physisch an diesem Ort zu sein. Der Immersionsgrad ist deutlich höher als bei klassischen Bild- und Video-Elementen und via Virtual Reality Brille am stärksten. Auch auf der eigenen Website und Sozialen Medien wie Facebook sind 360°-Visualisierungen ein echter Hingucker.

(Mehr zum Thema: Ein Kreuzfahrtschiff in Virtual Reality erkunden)

2. Virtueller Rundgang der Destination

Die Erweiterung der 360°-Fotos ist der virtuelle Rundgang, bei dem einzelne Bereiche und Stationen des Ortes verknüpft und als virtuelle Tour verfügbar gemacht werden. Mit Hilfe eines virtuellen Rundgangs können einzelne Dienstleistungen vor Ort (z.B. Hotels, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten) visualisiert werden (mehr zum Thema virtueller Hotel-Rundgang). Aber auch ganze Destinationen können sich in der Form vorstellen und das Angebot vor Ort visualisieren. Die Tour kann auf der Website der Destination eingebunden sowie über die Sozialen Medien vielfältig eingebunden und von allen Tourismusakteuren der Region genutzt werden. Die (potentiellen) Tourist:innen haben damit von überall auf der Welt die Möglichkeit, den Ort zu besuchen. Je immersiver das Erlebnis und umfangreicher die Touren sind, desto mehr kann das Interesse für den Ort geweckt werden und bei der Entscheidungsfindung für einen Ort helfen. (Mehr zum Projekt Hamburg digital erleben: eine virtuelle Tour durch die Stadt)

 

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3. Mit Augmented Reality das Vor-Ort-Erlebnis erweitern

Mit Hilfe von Augmented Reality (AR) lassen sich digitale Elemente in die reale Welt integrieren. Bekanntestes Beispiel hierfür ist vermutlich das Smartphone-Spiel von Pokemon. Ein paar weitere Beispiele zu AR-Marketing-Maßnahmen haben wir hier aufgelistet.

Destinationen bietet Augmented Reality die Mittel, Tourist:innen vor Ort verschiedenste Informationen zum Angebot und damit Orientierungshilfen zum Ort, den Sehenswürdigkeiten und Freizeitangeboten zu geben. Zielgruppenoptimierte Angebote können so das Involvement der Gäste im Ort stärken, eine Bindung schaffen und die Gäste für einen weiteren Besuch für sich gewinnen.

4. Markenbotschafter in Form von Reisebloggern und Influencer

Ein bereits verbreiteter Channel für die Vermarktung der eigenen Destination und Angebote vor Ort sind Reiseblogger:innen und Influencer. Diese nutzen ihre Reichweite auf Sozialen Medien und präsentieren dort ihre Erfahrungen mit Hotels, Restaurants und Freizeitaktivitäten.
Auch eine Zusammenarbeit mit diesen Botschafter:innen für virtuelle Touren kann infrage kommen, um die Destination nicht nur auf den Kanälen der Blogger sondern auch im Rahmen der eigenen Touchpoints zu vermarkten. Die Integration von Erfahrungsberichten oder ein Guide, der durch den (virtuellen) Ort führt, erhöhen die Glaubwürdigkeit und steigern das Vertrauen.

5. Community Erlebnisse schaffen

Destinationen können Community-Erlebnisse schaffen, bei denen Tourist:innen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenkommen und virtuell an Aktivitäten teilnehmen können. Dies steigert das Markenbild der Destination und die Verbindung der Gäste zum Urlaubsort. Die Community kann sich untereinander austauschen, Erlebnisse vor Ort teilen und Tipps geben, die sie dann anhand einer virtuellen Tour direkt visualisieren. Mit Blick auf das Metaverse können sich hier zukünftig spannende digitale Kanäle etablieren, um mit einer Community gemeinsam an virtuelle Orte zu reisen.

Virtuelles Reisen entlang der Customer Journey

Das Einsetzen von virtuellem Reisen entlang der gesamten Customer Journey bietet zahlreiche Vorteile für die Destinationen und Gäste. Diesen wird ein interaktives Erlebnis bereits bei der ersten Urlaubs-Recherche geboten. Die Kund:innen können die virtuelle Tour in ihren Kaufprozess einbeziehen und erhalten so detaillierte Informationen, die ihnen bei der Kaufentscheidung helfen. Die Destination im Gegenzug präsentiert sich als moderne, offene und qualitätsbewusste Urlaubsregion, in der die Kommunikation mit den Gästen in 360° erfolgt. Je höher der Informationsgehalt in der Tour, desto größer ist das Involvement der Gäste und damit der Mehrwert, den Sie ihnen bieten.

Darüber hinaus ermöglicht das Virtuelle Reisen den Kund:innen, sich ein besseres Bild von Sehenswürdigkeiten, Angeboten und Dienstleistungen vor Ort zu machen und diese in ihre Urlaubsplanung einzubeziehen. Die Emotionalisierung fördert die Kundenbindung und schafft eine neue Form des Urlaubs Erlebnisses. Eine vielfältige Einbindung der Tour in allen Kommunikationskanälen und die Bereitstellung für Partner erhöht die Reichweite der Tour.
Sobald die Urlaubsentscheidung gefallen ist, dient der virtuelle Rundgang dann als Planungstool und Orientierungshilfe vor Ort – also unbedingt im Bereich der Buchungsbestätigung mit einbinden (egal ob Ferienwohnung, Museumsbesuch oder Schwimmbad Erlebnis – jeder Touchpoint sollte genutzt werden, um die Gäste mit der Tour anzusprechen).
Im besten Fall wird die Tour dann bereits während des Urlaubs mit Freunden geteilt oder im Nachgang als Empfehlungstool für Freunde und Bekannte genutzt. Denn was schafft mehr Einblicke in einen Urlaubsort, als 360°-Rundgänge? Wohl nur noch die privaten Urlaubsfotos.

Virtuelle Reise zum Emsland-Camp

Ein aktuelles Beispiel, wie Touristiker:innen virtuelle Reisen in Form eines virtuellen Rundgangs für sich nutzen können, zeigt das Emsland Camp. Das Team des Campingplatzes hat diesen zusammen mit uns mittels 360°-Technik und Drohnenaufnahmen visualisiert, um potentiellen Gästen und Stammgästen einen virtuellen Besuch möglich zu machen. Denn das Interesse daran, im Vorfeld den Campingplatz und sein Angebot kennen zu lernen und den diesjährigen Standplatz zu wissen, ist groß und neben der Entscheidungshilfe für das Emsland Camp als Urlaubsort hilft der Rundgang den Gästen dann auch bei der Reiseplanung und der Orientierung vor Ort.

Fazit: Virtuelles Reisen als wirkungsvolle Erweiterung im Tourismusmarketing

Das virtuelle Reisen bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, Destinationen zu vermarkten und potenzielle Tourist:innen anzusprechen. Durch die Erstellung von virtuellen Touren, die Verwendung von 360-Grad-Fotos und Videos, die Verwendung von Augmented Reality, die Zusammenarbeit mit Reisebloggern und Influencern und die Schaffung von Community-Erlebnissen können Destinationen eine immersive Erfahrung bieten und die Nachfrage der Gäste steigern.

Wenn auch Sie Interesse daran haben, Ihre Unterkunft, Sehenswürdigkeit oder zusammen mit Ihrem Ort, die Region virtuell besuchbar zu machen, lassen Sie uns schnacken!